So sehen unsere zukünftigen Hörer die Zukunft des Radios

James CridlandRadio wird zur Multiplattform. In all meinen Vorträgen – wo auch immer – ist das meine wichtigste Botschaft. UKW und Mittelwelle sind Wege, unser Publikum zu erreichen – aber sie sind nicht die einzigen Wege. Es gibt Satelliten, DAB, DAB+ und HD, hinzu kommt das Internet. Und weitere Möglichkeiten werden noch kommen.

Nirgends fällt das mehr auf als im Vereinigten Königreich, wo das Radio via UKW und Mittelwelle nur etwa 50% aller Zuhörer erreicht. Die Menschen in Großbritannien haben inzwischen gelernt, auf vielerlei Art Radio zu hören.

So oft erinnere ich euch, liebe Zuhörer, an die Hörerzahlen des Internetradios. Sie sind relativ niedrig und machen nicht einmal 10% allen Live-Radio-Empfangs aus – auch wenn viele von euch das bezweifeln.

Diese Überraschungen werden von RAJAR – dem Unternehmen, das die Hörerzahlen für Großbritannien veröffentlicht – mit einer Freimütigkeit und Offenheit verkündet, wie man sie auf vielen Märkten der ganzen Welt überraschend selten findet.

Die neueste zusätzlich zu den vierteljährlich veröffentlichten Hörerzahlen veröffentlichte Studie wird „Junior Audio Measurement Joint Audience Research“ oder kurz „JAM JAR“ genannt. Dazu wurden 621 Kinder zwischen 9-14 befragt. Die Schlagzeile, die für unsere Branche dabei herauskam, ist, dass Kinder immer noch Radio hören.

JAMJAR-Infografik © RAJAR 2017
JAMJAR-Infografik © RAJAR 2017

74% der britischen Kinder hören jede Woche Radio, und 68% bekennen sich zu dieser Vorliebe, sagt die Umfrage.

Aber was ist mit dem oft wiederholten Binsenweisheit, dass Kinder kein Radio mehr hören? Sie ist nachweislich – Müll. Außer – sie hören allesamt nicht wirklich Radio. Etwas mehr als 60% hören „Radio per Funk“, wie die Forscher es malerisch umschreiben – durchschnittlich 10,7 Stunden pro Woche.

Aber 20% hören Radio auf ihrem Laptop oder PC; ca. 25% hören Radio über den Fernseher (die meisten großen Radiomarken sind auch auf TV-Kanälen verfügbar). Diejenigen, die diese Plattformen benutzen, hören über die gleiche Zeit hinweg Radio – knapp über zehn Stunden pro Woche. Nahezu 30% hören Radio über ihr Smartphone oder Tablet: diejenigen hören fast 13 Stunden pro Woche. Und über 15% hören mittels Streamingdiensten wie BBS iPlayer, Capital-Plug-in oder KISS‘ Apps – etwa zehn Stunden pro Woche.

Die erwachsenen Zuhörer von morgen hören also nicht nur Radio, sondern schalten Radio sogar auf mehr Plattformen ein als jeder andere!

Die Radio-Zukunft ist also strahlend, denn die Zukunft des Radios ist die Multiplattform!

Infographics © RAJAR London, http://www.rajar.co.uk 

 

James CridlandDer “Radio-Futurologe” James Cridland beschäftigt sich mit neuen Plattformen und Technologien und ihre Wirkung auf die weltweite Radiobranche. Er spricht auf Radio-Kongressen über die Zukunft des Radios, schreibt regelmäßig für Fachmagazine und berät eine Vielzahl von Radiosendern immer mit dem Ziel, dass Radio auch in Zukunft noch relevant bleibt. Sein wöchentlicher Newsletter (in Englisch) beinhaltet wertvolle Links, News und Meinungen für Radiomacher und kann hier kostenlos bestellt werden: james.cridland.net.